Eventgeiles Interview mit Michael Elsener

  • Wie unterscheiden sich Ihre Auftritte bei Galas oder Events von Ihrem Tourneeprogramm?

Ich gehe immer auf die Tagesaktualität ein und natürlich auf die Zuschauer vor Ort. An Events ist das Publikum jedoch meist klarer fassbar, beispielsweise ein Saal voll mit Werbern. Da kann ich meine Pointen noch spezifischer auf die Leute münzen, kann etwa neben meinem Best of Programm das Gastgeber-Unternehmen gezielt in mein Programm integrieren.

  • Reagieren geladene Gäste anders als das zahlende Publikum auf Ihren Tourneen?

Natürlich. Das Theaterpublikum freut sich ja oft schon Wochen im Voraus auf den Abend. Wenn ich an einer Tagung auftrete, haben die Besucher manchmal keine Ahnung, was aufm Programm steht. Aber mein Ziel ist eigentlich immer: Die Zuschauer sollen am Ende sagen, der Elsener war das Beste an diesem Event.

  • Wie stark passen Sie den Ablauf Ihres Programms an einen Event bzw. an das entsprechende Publikum an?

Stark. Ich google das Unternehmen, lese ein paar Zeitungsartikel und rede mit Leuten ausm Haus. Danach setze ich mich hin und schaue, was ich daraus zimmern kann. An Tagungen fasse ich jeweils die einzelnen Referate zusammen. In der Garderobe zwischen den Auftritten entsteht dann meistens auch noch Einiges.

  • Sie sind bekannt für Ihre Parodien von Schweizer Prominenten. Nehmen Sie bei Galas oder Events auch die Exponenten des Veranstalters auf die Schippe?

Ich telefoniere im Voraus jeweils mit dem Chef und mit einem Mitarbeiter. Danach kann ich gut einschätzen, was es verträgt. Diese Gratwanderung, herauszufinden, was man grad noch sagen darf, das mag ich. Ich merke auf der Bühne ja alle 30 Sekunden, ob ich die Leute noch habe. In der Regel ist es ja so, die Wahrheit sagen ist fast immer lustig.

  • Haben Sie bei Galas und Events stets «carte blanche»? Oder gibt es für manche Veranstalter Tabuthemen?

Meistens ist es so, die selbstsichere Chefin macht keine Vorgaben. Aber der senior Project-Manager der PR-Firma verfasst Seiten lange Emails mit Vorgaben. Weil er unsicher ist. Solche Sachen geben Stoff für neue Nummern.

 

  • Was ist für Sie ein gelungener Event? Wie sieht die Erfolgskombination aus?

Ich glaube ein Bühnen-Act, der was zu sagen hat, leckeres Essen und für die Besucher genügend Zeit, um sich auszutauschen. Für den dramaturgischen Spannungsboden wär sicher eine langweilige Ansprache noch gut. Aber wirklich nur eine.

  • Gibt es Anekdoten von Gala-Auftritten, die Sie mit uns teilen möchten?

Das sind die klassischen Backstage-Geschichten der Kabarettisten. Einmal hat ein Chef beim Weihnachtsessen seinen Mitarbeitern verkündet, dass ab nächstes Jahr 100 Stellen wegfallen. Im selben Atemzug hat er dann gesagt: „Und jetzt viel Vergnügen mit Michael Elsener!“ – Da bin ich auf die Bühne und hab den Leuten gesagt, ich wünsche euch allen, dass ihr nächstes Jahr einen besseren Chef habt. Dann hab ich mich vom Chef verabschiedet und gesagt, er könne die Gage behalten.

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